Sustainable Marketing in der Industrie


Sustainable Marketing in der Industrie


Nachhaltigkeits-Marketing für Industrie-Unternehmen


Stellen Sie sich vor, Sie sind nachhaltig und keiner merkt es!

Jeder hat persönlich seinen eigenen Fokus auf Umweltthemen und die Nachhaltigkeit. Aber mal ganz ehrlich, würden Sie heute Ihrem Nachbarn noch sagen, dass Sie Ihren Müll trennen und was Sie in die gelbe Tonne tun? Sicher nicht, denn das ist für die meisten Deutschen normal, weil es sich durchgesetzt hat. Was hier schon ein wenig grotesk klingt, ist in der Industrie noch ein Problem.

 

"Nachhaltigkeit ist definiert aus dem Zusammenwirken der

 ökologischen, sozialen und ökonomischen

 Aspekte"...

 

 …mit dem Ziel, dass prinzipiell nicht mehr verbraucht werden darf, als jeweils nachwachsen, sich regenerieren und künftig wieder bereitgestellt werden kann.

 

Leider sind es in unserer konservativen Industrie ausschließlich die ökonomischen Aspekte, die dominieren. Wie ich in meinen vielen Mandaten im Maschinenbau und bei Messebesuchen immer wieder feststellen musste, geht es immer nur um das Mehr, Besser, Schneller, Günstiger sowie um Verdrängung von Wettbewerbern.

 

Aber ist unsere Industrie wirklich so ignorant in Bezug auf Nachhaltigkeitsthemen? Das möchte ich anhand zweier Beispiele aus dem Maschinenbau einmal tiefer beleuchten:

 

Nachhaltigkeit durch Augmented Reality

 

In einigen Unternehmen etabliert sich gerade die Technologie der Augmented Reality. Hierzu werden hochauflösende Displaybrillen mit diversen Sensoren und Kameras sowie entsprechender Software verwendet, um als Person quasi „real am Ort des Geschehens“ zu sein. Die Anwendungen sogenannter Holografie-Brillen sind mannigfaltig und die Anwendungsgebiete wachsen auch im Rahmen der „Industrie 4.0“ ständig.

 

Szenario: Ein Maschinenstillstand am anderen Ende der Welt. Ein Fehler, der mit einfachen Mitteln nicht gefunden werden kann. Statt nun Serviceingenieure mit dem Flugzeug durch die ganze Welt zu schicken, ist der Techniker vor Ort mit der AR-Brille über tausende Kilometer mit dem Service-Center bzw. Service-Spezialisten des Herstellers verbunden.

AR-Brillen als Teil einer Nachhaltigkeitsstrategie Effizienzgewinn Kosteneinsparung
Nachhaltig durch den Einsatz von AR-Brillen (Quelle.FywareFrom Wikimedia Commons)

Der Spezialist sieht genau das, was er auch sehen würde, wenn er vor Ort wäre; dirigiert den Techniker vor Ort, spielt ihm ggf. zusätzliche Konstruktionsdaten oder Messpunkte in die Holo-Brille, weist die Reparatur an. Auch können je nach Schwere des Falles verschiedene Spezialisten durch Hersteller eingebunden werden, egal ob nun Mechaniker, Elektroniker oder Programmierer. Diese stehen auch häufiger seitens des Herstellers zur Verfügung, weil sie nicht durch ständiges Reisen abwesend sind. Es ergeben sich erhebliche Vorteile für Unternehmen, die diese Technologie einsetzen:

  • schnellerer Service “vor Ort“ (Remote-Assistenz)
  • (Personal) Ressourcen-Einsparung
  • geringere Stillstandszeiten (beim Kunden)
  • schnellerer Informationsaustausch
  • bessere Qualität
  • geringere Ausbildung (Zeit)
  • geringerer Know-how Transfer notwendig (Datensicherheit/Plagiate)
  • höhere Motivation der Mitarbeiter
  • Ergonomie (Arbeitssicherheit)
  • kollaboratives Arbeiten über Entfernungen
  • Images Gewinn (Marketing, wenn es dann stattfindet)
  • Nachhaltigkeits-Zertifizierung/Öko-Label
  • >> weniger Reisen (weniger CO2 und andere Schadstoffe) <<

Aber genau der letzte Aspekt ist der Entscheidende für die Nachhaltigkeitsbetrachtung. Es werden hunderttausende Tonnen CO2 , Stickoxide, Feinstaub und andere Schadstoffe pro Jahr eingespart.

 

Beispielhaft sei hier ein Transatlantikflug von Düsseldorf nach New York (6000 km) und zurück gerechnet. Hier fallen 3,65 Tonnen CO2 pro Passagier an; 3-mal soviel wie bei einem durchschnittlichen PKW für dieselbe Stecke!

 

Diesen Punkt der Umweltentlastung nimmt aber kaum jemand wahr! Geschweige denn, wird dieser aktiv für ein „Sustainable Marketing“ in der Unternehmenskommunikation verwendet. Wie gut könnten sich diese Unternehmen als „grüne Marke" präsentieren. Und es kostet kaum mehr, denn sie praktizieren ja bereits Nachhaltigkeit. Ja, auch eine Grundlage für eine Nachhaltigkeits-Zertifizierung wäre damit gegeben.

 

Dabei ist grundsätzlich die Größenordnung nicht trivial! 2019 erwirtschaftete die deutsche Industrie 1,83 Milliarden Euro. Ca. 65 % davon kamen aus dem Geschäft mit Dienstleistungen. Wenn man das gedanklich hochrechnet, kommt man hier auf ein riesiges CO2 Einsparungspotenzial!

 

Zweites Beispiel – ebenfalls aus dem Bereich Maschinenbau:

 

  Nachhaltigkeit durch Retrofit

 

In einigen Bereichen von Anlagenbauern wird das sogenannte „Retrofit“ angeboten bzw. umgesetzt. Retrofits (Anlagenmodernisierungen) bieten die Möglichkeit, alte Maschinen wieder fit für die Zukunft zu machen; ob Generalüberholung, Tausch einzelner Komponenten, die Integration von neuen Anlagenteilen, neue Informations- und Kommunikationstechnologien – die Chancen sind vielfältig und abhängig vom Maschinenpark. In der Regel werden durch den Umbau erhebliche Energiekosten eingespart. Anlagenteile werden nicht verschrottet und bekommen einen 2. Lebenszyklus.

Retrofit / Anlagenmodernisierungen als Nachhaltigkeitsstrategie
Retrofit / Anlagenmodernisierungen als Nachhaltigkeitsstrategie (Quelle: BVS Elektronik ©)

Die Vorteile und Kosteneinsparungen durch:

  • Verlängerung der Lebensdauer
  • Steigerung des Produktionsvolumens
  • Steigerung der Produktqualität
  • höhere Effizienz der Anlage z. B. durch Energieeinsparung
  • Sicherstellen der Versorgung mit Ersatzteilen
  • Schaffung der Möglichkeit, alte Maschinen in moderne IT-Umgebung einzubetten (Industrie 4.0)
  • Erfüllung gesetzlicher Vorgaben (z. B. Emissionssenkung, Arbeitssicherheit)
  • Emissionssenkung, Energieeinsparung (weniger CO2 und andere Schadstoffe)

 

Auch hier ist wieder der letzte Aspekt für die Nachhaltigkeitsbetrachtung nicht präsent, dieser wird nicht beworben oder zu Marketingzwecken verwendet. Selbst wenn man den Begriff Retrofit unter Wikipedia sucht, findet man keinen Hinweis zum Thema Nachhaltigkeit. Und es gäbe noch viele weitere Beispiele, die ich anführen könnte. Als erstes Fazit bleibt:

 

Die Industrie ist gar nicht bewusst ignorant in Bezug auf Nachhaltigkeitsthemen. Es werden ja zum Teil auch Schritte unternommen, die nachhaltig wirken - weil sie ökonomisch sinnvoll, wertschöpfend sind und Umsatz generieren. Aber:

 

In den Köpfen unserer Industrie findet das Thema Nachhaltigkeit nicht statt!

  

Wenn die Industrie in Teilen schon „unbewusst“ nachhaltig ist, was wäre dann, wenn das Thema in jedem Unternehmen bewusst(er) angegangen würde? Was, wenn das sustainable Marketing einen viralen Effekt auf andere Marktbegleiter oder sogar andere Märkte hätte? Sie damit noch erfolgreicher werden ließe? Wäre die deutsche Wirtschaft dann nicht schon ein ganzes Stück weiter und schlagkräftiger; gerade gegenüber der Konkurrenz aus Fernost oder den USA?

 

Vielleicht müssen wir alle doch noch mehr über die „gelbe Tonne“ reden, nachdenken und Entscheidungen treffen – im übertragenen Sinne versteht sich. Denn aktives Nachhaltigkeitsmanagement und Nachhaltigkeitskommunikation können sich nachweislich positiv auswirken, auf:

 

  • Image – Reputation und politische Positionierung
  • Kosteneinsparungen – Ineffizienzen aufdecken, künftige Kosten vermeiden
  • Gesetze – (ggf. können ges. Vorgaben vorweggenommen bzw. mitgestaltet werden)
  • Wettbewerbsvorteil – Konsumentenbedürfnis und Erschließung neuer Märkte
  • Mitarbeiterbindung – stärkere Arbeitgeberattraktivität, Motivation der Mitarbeiter
  • Umsatz – Unternehmen mit hoher Nachhaltigkeitsexpertise haben eine signifikant bessere Ertragslage

 

 

 Sustainable Marketing in der Industrie – Tue Gutes und rede darüber

 

 

>> Nachhaltigkeit schließt Erfolg nicht aus, im Gegenteil sie generiert Erfolg.

Sein Sie nicht nur nachhaltig, sondern reden Sie auch darüber! <<

 

Über nachhaltiges Marketing reden
Quelle: ccnull.de;Lizenz CC-BY 2_0

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